Hochschulübergreifende Verbundprojekte bieten im Vergleich zu Einzelprojekten ein erhebliches Potenzial für Innovation, Transfer und Reichweite – gehen jedoch auch mit spezifischen Herausforderungen einher. Zielsetzungen und Vorgehensweisen von Institutionen mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen wie etwa der organisationalen Größe und Struktur müssen aufeinander abgestimmt werden. Die standortübergreifende Zusammenarbeit erfordert zudem spezifische Kommunikationsformate, um eine zielgerichtete Arbeit an Teilzielen zu ermöglichen und den Informationsfluss innerhalb des Projektteams sicherzustellen. Eine zusätzliche Herausforderung besteht darin, dass sich Mitarbeitende trotz ihrer lokalen Verankerung auch als Teil des Gesamtprojekts verstehen und mit den übergeordneten Zielen des Verbunds identifizieren. Auch die nachhaltige Implementierung der im Projekt entwickelten Produkte und Maßnahmen stellt eine besondere Herausforderung dar.
Im Rahmen der Abschlussphase des Verbundprojekts SOUVER@N wurde die Strukturierung und Organisation der hochschulübergreifenden Zusammenarbeit systematisch evaluiert, um gewonnene Erkenntnisse als Lessons Learned mit kürzlich gestarteten sowie zukünftigen Verbundprojekte zu teilen.
Quantitative Befragung
Um die in SOUVER@N gesammelten Erfahrungen systematisch zu erfassen, wurde eine digitale quantitative Befragung durchgeführt, die durch einzelne offene Fragen ergänzt war. Teilnehmen konnten Projektmitarbeitende aller Ebenen; insgesamt beteiligten sich 27 Personen an der Erhebung. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der 4. Qualitätskonferenz projektintern vorgestellt und diskutiert.
Die Befunde zeigen, dass die Struktur und die Organisation des Projekts von den Mitarbeitenden grundsätzlich als sehr positiv wahrgenommen werden und somit als empfehlenswert für zukünftige hochschulübergreifende Vorhaben gelten. Besonders hervorgehoben werden die Aufteilung in Subteams und Arbeitspakete, die klare Rollendifferenzierung durch die Benennung von Sprecher:innen innerhalb dieser Teams bzw. Arbeitspakete zur Vermeidung von Verantwortungsdiffusion sowie die Festlegung standortspezifischer Ansprechpersonen.
Auch die regelmäßige, standortübergreifende Zusammenarbeit der Subteams in Videokonferenzen wird als effektiv eingeschätzt. Die gemeinsame Ablage aller Projektdokumente in einer Cloud und die Nutzung eines gemeinsamen Instant-Messengers bei gleichzeitiger Reduktion des E-Mail-Verkehrs werden ebenfalls als zielführend bewertet.
Besonders hohe Zustimmung erhält die Durchführung von Gesamttreffen in Präsenz, die unter anderem dem Aufbau und der Pflege des Zusammenhalts im Projekt dienen.
Als hilfreiches Element standortübergreifender Zusammenarbeit gilt zudem, bereits zu Projektbeginn gemeinsam über Erwartungen und Zielsetzungen zu sprechen sowie im weiteren Verlauf regelmäßig zu reflektieren, inwiefern die Arbeit in den Teams mit diesen übereinstimmt. Auch eine kontinuierliche, nicht ausschließlich anlassbezogene Kommunikation zwischen den verschiedenen Projektebenen wird als wertvoll beschrieben.
Mit Blick auf die Distribution der Projektergebnisse wird hervorgehoben, diese frühzeitig mitzudenken, möglichst vielfältige Kommunikationskanäle zu nutzen und alle beteiligten Standorte aktiv in die Verbreitung einzubinden.
Fokusgruppendiskussionen
Anknüpfend an die quantitative Befragung wurden im Rahmen der 5. Qualitätskonferenz, die während des Gesamttreffens am 24. Juni 2025 an der Universität Oldenburg stattfand, Fokusgruppen gebildet. In vertiefenden Diskussionen setzten sich die Gruppen mit Fragestellungen auseinander, die ausgewählte Ergebnisse der Befragung aufgriffen. Jede Fokusgruppe bestand aus Personen mit vergleichbaren Rollen bzw. Aufgabenbereichen im Projekt und bearbeitete Themen, zu denen sie aufgrund ihrer Rolle als Expert:innen galten. Die Gruppenbildung gestaltete sich wie folgt:
Gruppenbildung

Im Anschluss an die Diskussion in den Fokusgruppen wurden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt und ergänzt.
In einer der Fokusgruppen wurde beispielsweise erörtert, wie informelle Austauschformate gestaltet sein sollten, damit sie von den Projektmitarbeitenden angenommen und als sinnvoll erlebt werden – was insbesondere in digitalen Umgebungen eine Herausforderung darstellt. Aus der Gesamtdiskussion ging hervor, dass es zielführend sei, verschiedene Formate auszuprobieren, um herauszufinden, was für das jeweilige Team am besten passe. Informelle digitale Austauschformate sollten grundsätzlich strukturiert und moderiert sein; auch eine thematische Fokussierung könne den Austausch erleichtern, während vollkommen offene Runden häufig ins Stocken geraten oder kaum genutzt würden.
In mehreren Fokusgruppen wurde zudem die Heterogenität der Standorte thematisiert. Diese solle von Beginn an berücksichtigt werden – etwa durch eine frühzeitige Erhebung standortspezifischer Bedarfe und eine darauf abgestimmte Zielsetzung in den einzelnen Arbeitspaketen und Subteams. In diesem Zusammenhang wurde auch betont, wie wichtig es sei, mit den jeweiligen Kommunikationsstrukturen der Standorte vertraut zu sein und diese aktiv in die Projektplanung einzubeziehen. Eine enge Einbindung der Standortverantwortlichen stellt nach Ansicht der Diskussionsteilnehmenden einen zentralen Erfolgsfaktor dar.
Als besonders gewinnbringend für die nachhaltige Verankerung der Projektergebnissen wurde die direkte Integration in bestehende Angebote der jeweiligen Standorte angesehen.
Zudem wurde diskutiert, wie der Austausch zwischen den verschiedenen Projektebenen erleichtert werden kann. Wesentlich sei dabei, Erreichbarkeit zu zeigen; bei dringenden Entscheidungen gelte der Griff zum Telefon als altbewährte Strategie, die wieder häufiger genutzt werden solle.
Fazit
Die Evaluation im Rahmen von SOUVER@N verdeutlicht, wie zentral klare Strukturen, abgestimmte Kommunikationswege und eine bewusste Auseinandersetzung mit standortbezogener Vielfalt für das Gelingen hochschulübergreifender Kooperationen sind. Die gewonnenen Erkenntnisse bieten wertvolle Orientierungspunkte für die Planung und Umsetzung zukünftiger Verbundprojekte. Projektinterne Evaluationen erweisen sich dabei grundsätzlich als wirksames Instrument kollektiver Reflexion: Sie schaffen Räume für konstruktiven Austausch, ermöglichen ein differenziertes Verständnis der Zusammenarbeit und leisten damit einen nachhaltigen Beitrag zur Qualität standortübergreifender Projektarbeit – in SOUVER@N ebenso wie in künftigen Kooperationen.
Ein Beitrag vom SOUVER@N-Evaluationsteam